Ein Fest der puren Emotionen
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Über 120 Judokas aus 11 Nationen nahmen am 30. Juni am grössten Schweizer Special Needs-Judo Turnier teil. Zusammen mit Special Olympics und dem Schweizer Judo Verband lud der Gastgeber Judo Club Uster zu einem Sportevent der besonderen Art ein – mit sportlichen Höhepunkten und vielen Emotionen. Teilnahmeberechtig sind im Special Needs Judo Schweiz Menschen mit einer geistigen und/oder Lern-Beeinträchtigung, Menschen mit Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten
Die beliebte und qualifizierte Special Needs (SN) Judo Trainerin Nicole Leuzinger aus dem Kampfsportcenter Do-Jigo Niederurnen wollte ihren beiden Schützlingen Alessandro Schleuniger und Valentin Schmucki, welche die Tagesschule im Heilpädagogisches Zentrum Glarnerland besuchen, mit einem gemütlichen Ausflug zum Turnier ihre Möglichkeiten im Judo Wettkampf aufzeigen. Die beiden Jungs trainieren seit Anfang Mai hoch motiviert und nützen die neuen Trainingsmöglichkeiten für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung beim Kampfsportcenter Do-Jigo in Niederurnen.Anstatt nur Wettkampfluft zu schnuppern, entschieden sich Valetin und Alessandrokurzfristig, selbst teilzunehmen .
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Weil Vereinspräsidentin Alexandra Schiesser die Kampfrichter-verantwortliche für Judo mit Behinderung in der Schweiz ist, konnten die nötigen Hebel in Bewegung gesetzt werden, um der Begeisterung der beiden Judokas gerecht zu werden.
Als Team vereint zu sicheren
Wettkämpfen
Kaum waren die Glarner in Uster angekommen, fing bereits die Eröffnungszeremonie an. Es war eine einzigartige Judoparty mit Alphorn, Guggenmusik und vielen Emotionen. Athleten, Coaches, Kampfrichter und Helfer tanzten ausgelassen und gut gelaunt über die Mattenflächen. Bei Special Needs wird nicht wie üblich nur nach Gewicht und Alter eingeteilt, sondern zusätzlich nach koordinativen Fähigkeiten, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn etc. Man versucht, möglichst faire Pools zu bilden. Das weitere Aufwärmtraining, das «Divisioning», dient dazu, herauszufinden, ob die Judokas im jeweiligen Pool ungefähr auf dem gleichen Niveau kämpfen können. Bei Bedarf werden Änderungen vorgenommen. «Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lasst mich mutig mein Bestes geben» – nach dem Special-Olympics-Slogan begann nach der Mittagspause der Einzelwettkampf für die beiden Judokas aus dem Glarnerland.
In der Schweiz wird nach den offiziellen Regeln des Internationalen Judo-Verbandes (IJF) gekämpft. Für Special Needs wurden kleine Anpassungen bezüglich Sicherheit der Teilnehmer vorgenommen. Durch das unerlässliche Zusammenspiel zwischen Coach, Kampfrichter und Veranstalter wird diese Sicherheit zusätzlich gewährleistet. Es ist unentbehrlich, das Wissen über die Bilder bzw die Syndome der teilnahmeberechtigten Athleten zu besitzen. Nur durch ein intensives Zusammenspiel kann maximalmögliche Sicherheit gewährleistet werden.
Das Do-Jigo Team arbeitet darum eng mit den Verantwortlichen im HPZ Glarnerland und mit den Eltern ihrer Schützlinge zusammen.
Lasst mich mutig
mein Bestes geben
Schmucki und Schleuniger waren in unterschiedlichen Pools mit fünf oder sechs Kämpfern eingeteilt. Sie hatten vier bis fünf Kämpfe zu bestreiten. Valentin Schmucki war sichtlich nervös, und Alessandro Schleuniger freute sich überaus, sein Können unter Beweis zu stellen.
Bei der ersten Begegnung wurde Schleuniger etwas überrumpelt und landete kontrolliert auf der Matte. Bei den weiteren Kämpfen konnte er sich zur Freude seiner mitgereisten Fans sichtlich steigern und erschwerte seinen Gegnern die Arbeit. Trotz vollem Einsatz, auch vom Mattenrand her, musste er sich am Schluss geschlagen geben.
Alessandro Schleuniger darf auf seine Leistung sehr stolz sein. Das Schönste für alle Mitgereisten war seine totale Begeisterung bei jeder Begegnung und sein strahlendes Gesicht den ganzen Tag hindurch.
Valentin Schmucki stellte sich nicht weniger tapfer seinen Gegnern. Beim ersten Kampf war er noch etwas irritiert von den Gesten des Kampfrichters. Nachher bewegte er sich erstaunlich intuitiv und clever. Er konnte sein Gelerntes vollumfänglich umsetzen.Er gewann seine vier Begegnungen, jeweils zur Freude aller Vereinsmitglieder, frühzeitig mit einer perfekt ausgeführten Judowurftechnik und der Wertung «Ippon».
Judo führte zur Entwicklung
des Körpers und des Geistes
Die Medaillenübergabe wurde von den Organisatoren grandios gestaltet. Jedem Teilnehmer wurde die gebührende Zeit gewidmet. Zu feierlicher Musik wurde allen die hart verdiente Medaille von den Präsidenten des Special Olympics, SJV, ZJV und dem SNJU umgehängt. Alle jubelten, strahlten um die Wette, einigen kullerten Freudetränen über die Wangen, und alle waren sich gegenseitig am Zuwinken. Es gab niemanden, der nicht begeistert am Wettkampfgeschehen teilnahm. Der ganze Tag war ein Fest der Emotionen. Valentin Schmucki gewann die Goldmedaille und war so glücklich, dass er Freudetränen vergoss. Alessandro Schleuniger strahlte mit seiner Bronzemedaille um die Wette.
Der Tag war ein voller Erfolg, nicht nur wegen der Medaillen. Die zwei Judokas haben viel erreicht in den drei Monaten Training. Das Judo fördert die körperliche Entwicklung der beiden jungen Sportler aus dem HPZ Glarnerland. Im Training wird an der Körperhaltung und Körperspannung sowie an der Konzentration gearbeitet. Gezielte Übungen fördern die Koordination der Sportler und erlauben es ihnen, Judo mit Freude zu betreiben. Auch die Zugehörigkeit zum Verein verstärkt die Integration. Der Umgang miteinander ist immer geprägt von Vertrauen und Wertschätzung. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen Kampfsportcenter Do-Jigo und dem HPZ Glarnerland konnte man zwei junge Menschen glücklich machen. Dies ist auch in Zukunft unser grösstes Ziel!
Möchten Sie die Trainingsmöglichkeiten für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung beim Kampfsportcenter Do-Jigo in Niederurnen auch nutzen? Dann nehmen Sie bitte Kontakt mit Alexandra Schiesser 079 343 99 65 auf oder informieren Sie sich weiter auf der Homepage Seite www.kampfpsportcenter.ch
Vielen Dank an die Südost Zeitung .
Bericht von Nicole, Alexandra und Cornelia
Fotos von Robert Danis